Vorbeugung von Herzinfarkten
Dieses Medikament ist besser als Aspirin
Von Christiane Braunsdorf
03.09.2025 - 07:47 UhrLesedauer: 2 Min.
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Seit Jahrzehnten gilt Aspirin als Mittel der Wahl zur Vorbeugung neuer Herzinfarkte oder Schlaganfälle bei Menschen mit koronarer Herzkrankheit. Doch ein anderes Mittel ist laut einer Studie deutlich wirksamer.
Aspirin gilt als das meistverkaufte Medikament der Welt und seit Langem auch als Goldstandard bei der sogenannten Sekundärprävention nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, sprich: Bei koronarer Herzkrankheit soll es erneuten Anfall verhindern. Rund fünf Millionen Deutsche leiden an dieser Form der Herzerkrankung.
Das ist die koronare Herzkrankheit
Die koronare Herzkrankheit ist eine chronische Erkrankung der Herzkranzgefäße, meist verursacht durch Arteriosklerose (Gefäßverkalkung). Dabei kommt es zu Verengungen, die den Blutfluss zum Herzmuskel behindern, sodass dieser nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.
Häufigstes Symptom ist ein Engegefühl oder brennende Schmerzen im Brustkorb, genannt Angina pectoris. Zu den Risikofaktoren zählen Bewegungsmangel, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Diabetes und Übergewicht. Besonders gefährlich ist eine vollständige Verengung der Herzkranzgefäße, da sie einen Herzinfarkt auslösen kann.
Nun zeigt eine neue Studie: Ein anderer Wirkstoff könnte besser vor einem erneuten Infarkt schützen als Aspirin. Forscher analysierten die Daten von fast 29.000 Patienten aus sieben verschiedenen Studien. Alle litten an einer bereits bestehenden koronaren Herzkrankheit – das heißt: Ihre Herzkranzgefäße waren durch Ablagerungen verengt, das Risiko für erneute Herzinfarkte oder Schlaganfälle also erhöht.
So lief die Untersuchung
Verglichen wurden zwei Gruppen: Die einen erhielten Aspirin, die anderen Clopidogrel. Im Durchschnitt wurden die Patienten 2,3 Jahre lang beobachtet, einige sogar bis zu 5,5 Jahre. Das Ergebnis: Patienten, die Clopidogrel einnahmen, hatten ein um 14 Prozent geringeres Risiko, einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder kardiovaskulären Tod (also infolge einer Erkrankung des Herzens und des Gefäßsystems) zu erleiden. Dabei war das Risiko für schwere Blutungen nicht höher als bei Aspirin, bei dem diese Neigung als gefährliche Nebenwirkung gilt.
Was ist Clopidogrel?
Clopidogrel ist ein Medikament, das – wie Aspirin – dafür sorgt, dass das Blut dünnflüssiger bleibt. Es verhindert, dass sich Blutplättchen (Thrombozyten) miteinander verklumpen. Solche Verklumpungen können gefährliche Blutgerinnsel bilden, die einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen. Allerdings tut Clopidogrel das auf andere Weise als Aspirin. Während Aspirin einen bestimmten Stoff im Körper blockiert, der zur Gerinnung beiträgt, setzt Clopidogrel an einem anderen Punkt an – nämlich an einem Rezeptor auf der Oberfläche der Blutplättchen. Dadurch wird deren Aktivität gezielter und länger unterdrückt.
Die Forscher vermuten, dass Clopidogrel konstanter wirkt – auch bei Personen, die auf Aspirin nur unzureichend ansprechen. Bekannt ist, dass ein Teil der Patienten eine sogenannte Aspirin-Resistenz hat. Bei ihnen wirkt das Medikament nicht richtig, sodass das Risiko für weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestehen bleibt.
Forscher: Clopidogrel als Mittel erster Wahl
Zudem wird diskutiert, ob Clopidogrel zusätzlich entzündungshemmende Eigenschaften besitzt. Entzündungen spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Gefäßverengungen. Möglicherweise trägt dieser Effekt ebenfalls zur Schutzwirkung bei.
Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass Clopidogrel gegenüber Aspirin bevorzugt eingesetzt werden sollte, um Herzinfarkte und Schlaganfälle bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit zu verhindern – ohne zusätzliches Blutungsrisiko.
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Wichtig: Clopidogrel ist verschreibungspflichtig. Ob es im individuellen Fall geeignet ist, sollte immer mit einem Arzt besprochen werden.
